Schwierige Themen passend ansprechen!

Kennen Sie das?

Sie sprechen Mitarbeiter:innen auf etwas Kritisches an und erleben, dass Ihre Botschaft beim Gegenüber „falsch“ ankommt und der Zweck dieser Ansprache, eine Veränderung, nicht im Vordergrund steht, sondern eine Beziehungsstörung. Oder Sie sprechen als Trainer:in eine Person im Training auf ihr passives Verhalten an, aber anstatt einer Erklärung, verlässt die Person wütend den Raum…

Wie kann man schwierige Sachverhalte oder Beziehungsthemen so ansprechen, dass diese vom Gegenüber angenommen werden können und es nicht zu Störungen auf der Beziehungsebene kommt?

Die Beziehungsdynamik mit in das Gespräch einbeziehen!

Im Wegedreieck haben wir ein bekanntes Modell von Heinrich Fallner wiederentdeckt und für den Alltag in der Beratung oder eben auch für Gesprächssituationen auf der Führungsebene modifiziert: Die Grundinterventionen beruflichen Handelns. (Ethikrichtlinien der Deutschen Gesellschaft für Coaching DGfC:https://old.coaching-dgfc.de)

Schützen, stützen, fordern, konfrontieren sind für Fallner Verhaltensweisen, die zur Entwicklung beruflichen Handelns unerlässlich sind. Wer einen Beruf erlernen will oder sich beruflich weiterentwickeln möchte, wird es grundsätzlich zu schätzen wissen, wenn Vorgesetzte, oder Kolleg:innen ihn/sie auf Entwicklungsmöglichkeiten oder auch Fehlverhalten aufmerksam machen. Ohne Rückmeldung von außen können sich bei jedem/jeder „blinde Flecken“ bilden, die uns daran hindern, uns weiterzuentwickeln. Wenn Vorgesetzte schnell einen bewertenden, kritischen Ton in ihrer Kommunikation wählen, müssen Sie sich nicht wundern, wenn ihr Gegenüber verletzt reagiert. Wenn dann keiner den Mut hat, auch Vorgesetzte mit solchem Verhalten zu konfrontieren, gibt es wenig Chancen auf Veränderung.

Das Geheimnis gelingender Unterstützung

liegt darin, jeweils zwei der gegensätzlichen Grundinterventionen in der Kommunikation zusammenzubringen. Konfrontieren und Schützen: Genau so sind unsere Eltern mit uns als Kinder umgegangen. Sie haben uns mit Fehlverhalten oder auch drohenden Gefahren unseres Handelns hoffentlich ohne Bewertung konfrontiert, aber uns gleichzeitig auch spüren lassen, dass sie es gut mit uns meinen und uns mit ihrem Konfrontieren wirklich schützen möchten. Auf der Sachebene wurden wir konfrontiert und auf der Beziehungsebene haben wir den Schutz gespürt. Dieses Verhalten bezeichnet die Transaktionsanalyse als Funktionen elterlichen Handelns, oder genau gesagt als positiv fürsorgliches oder positiv kritisches Eltern-Ich.

Auf die Wirkung kommt es an!

Wer möchte, dass seine Kommunikation zum Beispiel aus der Rolle der/des Vorgesetzen gelingend ankommt, sollte eben bewusst darauf achten, dass zu Konfrontierendes schützend an den Mann oder die Frau gebracht wird, so dass diese das Wohlwollende / Schützende als wesentliche Wirkung spüren und daher das Konfrontierende annehmen können.

Das andere Grundinterventionspaar lautet Fordern und Stützen. Für dieses gilt genau dasselbe: Wer Menschen beruflich oder persönlich auf der Sachebene herausfordern möchte, muss diese auf der Beziehungsebene auch das Stützen spüren lassen. Und das nicht in einer überfürsorglichen Art und Weise, sondern in einer zutrauenden und ermutigenden. Menschen, die das so spüren, fühlen sich unterstützt und nehmen die Herausforderung vermutlich gerne an.

In der Bewusstheit liegt die Chance!

Wir vom Wegedreieck nennen diesen besonderen Umgang mit den Grundinterventionen in unseren Coachings oder Teamsupervisionen „Wippen“. Vorgesetze, Ausbilder:innen, Berater:innen usw. müssen ihr Handeln auf der Wippe des Konfrontierens & Forderns auf der Sachebene überlegen und das bewusst auf der Beziehungsebene mit Schützen und Stützen ausleben. Dem Konfrontieren folgt das Schützen und dem Fordern das Stützen.

Ich sage einem auszubildenden Coach in der Rückmeldung, dass er im Übungscoaching wiederholt in eine überfürsorgliche Beraterrolle geschlüpft ist. Mein Ton ist deutlich, klar akzentuiert gewählt (positiv kritisches Eltern-Ich). Er spürt, dass sein Verhalten nicht zur Rolle passt und dass er daran arbeiten muss. Auf der Beziehungsebene spürt er mein positiv fürsorgliches Eltern-Ich mit der Bemerkung, dass ich ihm diesen Entwicklungsschritt zutraue und benenne dazu die Ressourcen, die ich bei ihm dafür wahrgenommen habe. So konnte er die berechtigte Kritik annehmen und die Hinweise für seine persönliche Entwicklung nutzen.

Konfrontieren & Schützen – Fordern & Stützen

Auf diesen Wippen balancieren die Beratenden. Damit wird für berufliche und persönliche Entwicklung ein Raum geschaffen, in dem man sich gerne herausfordern lässt.

In unseren Trainings und den zertifizierten Ausbildungen in Coaching und Supervision wird der Umgang mit den Grundinterventionen sehr intensiv trainiert.

Start der nächsten Coachingausbildung ist am 12. Mai 2022 (http://wegedreieck.de/coachingausbildung/)

Hans-Günter Simon
Lehr-Trainer für Coaching und Supervision, Geschäftsführer des Wegedreiecks